Mittwoch, 15. Juli 2015

Flann Roarke

Vollkommen in Gedanken versunken stocherte der Kapitän in seiner bestellten Pasta herum.
Er dachte an das heutige Training, doch war es nicht sein Foul, was ihn so intensiv beschäftigte.
Vielmehr war es das, was seine Hand dabei ergriffen hatte.
Das schmale, zarte Handgelenk, dessen weiche Haut noch blasser war an den Stellen, wo er es festhielt.
Geistesabwesend hob er seine Hand vor sein Gesicht, mit der er sein Foul begangen hatte und starrte sie an, als er wolle er sie hypnotisieren damit sie wieder fühlen würde, was sie auf dem Feld gefühlt hatte.
Gott, wie kann jemand, der so trainiert ist, sich so zerbrechlich anfühlen...?
Okay ja, es gibt auch massiver gebaute Frauen also warum sollte es keine zarten Kerle geben?
Nur... Elias Gelenk war so... fragil...
Als müsse ich nur etwas mehr zudrücken um es zu zerbrechen.
Wie kommt jemand wie Elias nur darauf, so einen harten Sport wie Fussball zu machen?
Wenn er sich verletzt...
Plötzlich musste der Rothaarige über sich selber lachen. Worüber dachte er da nach?
Sie spielen Fussball! Da braucht man kräftige Beine und die hatte Elias, das musste der Stürmer heute schmerzlich feststellen.
Wenn er Handball spielen würde, könnte man sich über zerbrechliche Handgelenke Sorgen machen aber doch nicht beim Fussball...
Überhaupt, was kümmerte ihn das?
Zwar war er froh darüber, dass er und der Neue sich inzwischen vertragen haben aber dass er sich solche Gedanken um ihn machte, brachte den 28-jährigen zum Schmunzeln.
Von nun an konnten sie wirklich wie ein Team arbeiten, keine Konkurrenzkämpfe mehr in den eigenen Reihen, das hieß, der Ire brauchte sich nicht noch diesen Druck machen und konnte sich vollends auf die WM konzentrieren.
Und es würden auch bald diese seltsame Periode beendet sein, in der er foulte und dann über zarte Handgelenke grübelte.
Wenn Elias wüsste, was er in mir ausgelöst hat...
Da schaute er geradezu erschrocken auf. Da fiel ihm ein, dass er den Brünetten unter der Dusche eingehend betrachtete und sein Blick nicht von ihm lösen wollte, nur um nach noch einer zart gebauten Stelle zu suchen.
Flann stand auf, ging ins Bad, ließ das kalte Wasser an, schöpfte es mit beiden Händen und spritzte es sich ins Gesicht.
Was tat ihm die aktuelle WM nur an?
So schlimm war es zuvor noch nie vor einem großen Tunier.
Gab es vielleicht noch etwas, was er mit Elias bereden sollte? Doch was sollte das sein? So gut kannte er die Milchtüte, wie er ihn noch immer nannte, doch gar nicht.
Und wäre es überhaupt eine gute Idee mit ihm über das zu reden, was in ihm vorging?
Er stellte das Wasser ab und schaute sich selbst im Spiegel an.
Vielleicht war es ja eine Art Torschlußpanik, die ihn dazu brachte, diese verwirrenden Fragen an sich selbst zu richten. Denn war er in der Welt des Fußballs sicher nicht mehr der Jüngste und der Tag seines Abschiedes kam näher. Dies war vielleicht seine letzte WM und das brachte ihn dazu, sich so auf Elias zu fokussieren da dieser ja gerade am Beginn seiner großen Karriere stand.
Das musste es sein.
So redete sich Flann ein, seine Selbstanalyse würde zutreffen und begab sich zurück zu seiner inzwischen kalt gewordenen Pasta.
Wenn dies wirklich seine letzte WM sein sollte, dann musste er dafür sorgen, dass sein Team gewinnt.
Und er war sich sicher, dass Elias Casado ebenfalls dazu entschlossen war und diesem Team den heiß ersehnten Titel einbringen würde.
Diese Milchtüte...
Als er dies dachte, huschte ihm ein herzliches Lächeln über's Gesicht.

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