Freitag, 17. Juli 2015

Elias Casado

Langsam betrat der einstige Fußball-Star die Umkleideräume nachdem er zum Sportplatz vorgefahren war und dort geparkt hatte.
Die letzten drei Tage der Genesung waren ein Witz, denn war das, was zur Sorge trug und Aramis ihm zum Geschenk gemacht hatte noch so frisch wie am ersten Tag. Sein Arzt hatte dem Brünetten strengstens verboten aufzustehen und eine Bettruhe von mindestens zwei Wochen verordnet, doch konnte Elias diesem einfach nicht nachgehen. Er musste zum Training erscheinen. Koste es, was es wolle. Denn er wollte niemals das verpassen, wofür er all die Jahre so hart gekämpft hatte. Er musste Teil dieser WM werden. Sie war der nächste Schritt zu einer großen Karriere und ein Traum, der sich nun endlich erfüllen möge.
Da interessierte es dem Sportler gänzlich wenig unter welchen Umständen er jetzt litt. Eine Handvoll Schmerztabletten würden sicher reichen!

Zaghaft betrat er das Spielfeld, nachdem er sich umgezogen hatte und nun an den Übungen teil nehmen wollte. Wie erwartet war der Stürmer sofort Mittelpunkt aller Geschehnisse. Normal machte dies dem Jungen nichts. Er genoss sogar jede Aufmerksamkeit, die ihm dargeboten wurde. Nur diesmal wäre es ihm lieber gewesen er wäre nur eine unbedeutende Randfigur. Er hatte große Angst, dass irgendjemand herausfinden würde was wirklich passiert war. Dann könnte er seine Karriere gänzlich an den Nagel hängen. So würde Elias Casado gänzlich zum Gespött der FIVA werden. Zur Demütigung seiner Mannschaft und all jenen die zu ihn aufsahen.
Schnell realisierte er Flann, welcher ihn knapp begrüßte und einige Trainingseinheiten auferlegte.
Jetzt hieß es Zähne zusammen beißen und hoffen das die Naht nicht reißen würde.
Einige Einheiten klappten, doch bereits nach wenigen Minuten keuchte Elias vor Schmerz und war Schweißgebadet. Vorbei war es mit der Leichtfüßigkeit. Dem Tanz aus Ballabgabe und Ausweichen der Gegner. Elias rannte fast in jeden seiner Mitspieler und fing sich einen harten Schubs nach dem anderen ein. Es war nur stupides Gradeauslaufen und sich den Ball nicht abnehmen lassen. Aber er versagte auf ganzer Ebene. Schließlich fand er sich auf allen Vieren stöhnend wieder. Der letzte Tritt war einfach zu stark gewesen. Benommen und schwer atmend, sah der Argentinier auf das Grasbett nieder, als ihn der Kapitän erneut zurief und ihn des Platzes verwies.
Beschämt über seine eigene Unfähigkeit und gepeinigt von Schmerzen schlich sich der Star vom Platz und zur Bank. Dort blieb er bis Trainingsende. Was es nicht unbedingt besser machte, denn hatte der 23 jährige schwer mit den Tränen der Hoffnungslosigkeit zu kämpfen. Zu seinem Glück sprach ihn niemand weiter an und auch sein Peiniger hielt Abstand.

Nun hieß es warten bis jeder das Feld verlassen hatte und sich dann vorab auf dem Männerklo zu verstecken. Als er dieses erreicht hatte, setze sich der Spieler zaghaft nieder, wobei er etwas Seltsames spürte. Seiner Vermutung nachgehend, griff er in seine Hose und strich kurz über die Wunde...

"Verdammt..." fluchte Elias unter Tränen, denn waren seine Finger rot vor Blut. Jetzt blieb zu hoffen das dies nur innerlich war und sich die Nähte nicht gelöst hatten.

"Das war's dann wohl mit mir..." Innerlich noch tiefer bestürzt als zuvor, kauerte sich der Brünette zusammen und ließ der Trauer abermals freien Lauf, bis er irgendwann keinen Ton mehr außerhalb der Toilette hörte und sich langsam zum Duschen aufmachte.

Ängstlich entkleidete er sich, schmiss die Sachen achtlos hinter die Dusche und drehte langsam den Hahn zum Warm Wasser auf. Mit aller Mühe und Vorsicht trat er einen Schritt nach dem anderen nach vorne. Er wusste was bald geschehen würde. Die letzten Tage machten eine Reinigung zur weiteren Qual. Sanft lief das inzwischen kühle Nass über seinen Rücken. Er wollte die Wunde so wenig wie möglich noch mehr schaden. Als diese in Berührung mit dem Wasser kam, biss Elias fest die Zähne zusammen. Das Theater mit dem Training zollte seinen Tribut. Ihm zitterten die Knie, aber bald würde sich der Verletzte wieder dran gewöhnt haben und in Ruhe duschen können.
Ein schwerer Seufzer der Linderung entrann seiner Kehle als es so weit war.

Warum musste ich auch nur so tun, als wäre alles okay?! Verdammt...wenn ich so weiter mache, kann ich es erst recht vergessen!

Elias war so mit sich und seiner eigenen Standpauke beschäftigt, dass er gar nicht merkte, wie sich jemand näherte. Erst als es zu spät war und der Käptain das Wort ergriff, stockte der 23 jährige abrupt. Sein Herz fing sofort an zu rasen.
Ich wusste, er müsse sich jetzt nach Flann umdrehen und dann würde dieser auf ihn herab schauen und wissen was dem kleinen wiederfahren war. Verzweifelt wollte er einige Ausreden zurecht legen, doch erlaubte es die Situation nicht, die zu plötzlich eingetreten war.

Ohne den Blick aufzurichten, drehte sich Elias langsam um. Er schämte sich sehr für sein Äußeres. Dem anderen völlig ausgeliefert stand er da, während seine Beine zitterten und drohten nachzugeben. Stumm lehnte sich der Stürmer gegen die Wand. Er ließ den Rothaarigen gewehren. Lies all die Blicke über sich ergehen und machte sich schon auf dumme Fragen gefasst. Zwar hatte sich der Ältere schon nach Elias Befinden erkundet nur war dem Brünetten jede Antwort zu dämlich. Am liebsten würde er gar nichts sagen und einfach im Boden versinken.

"Was?!" War die einzige kümmerliche Aussage in welcher so viel Leid und Frust lag.

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