Mittwoch, 8. Juli 2015

Flann Roarke

Ein leiser Zischlaut gab der Ire von sich, als er die provozierende Aufforderung des Neuen vernahm.

`Ja, grins du nur, Milchtüte`, dachte er, als er seine Position einnahm. Ballabnahme war sein Spezialgebiet. Damit war sein Talent damals besonders zur Geltung gekommen, als er noch in der Jugendmannschaft spielte.
Niemand lief so schnell wie er und keiner konnte sich zur Wehr setzen, wenn er den Ball in einem Beingefecht für sich beanspruchte. So wurde er zum Spieler Nr. 1 und die Zeit abgelöst zu werden war noch nicht gekommen und schon gar nicht von diesem Milchgesicht.

Das Spiel begann. Ein kleiner Wettstreit um den Ball steigerte sich rasch zu einem persönlichen Krieg der beiden jungen Kontrahenten.
Sie schenkten sich nichts, des öfteren traten sie sich gegenseitig vor das Schienbein, oder gegen die Knöchel, ein Umstand, den man hinnehmen musste, wenn man den Kampf um das runde Leder nicht verlieren wollte.
Hartnäckig blieben die beiden Männer beieinander, wendeten all ihr Beingeschick an, sodass es von weitem so aussah, als würden sie einen aggressiven Tanz aufführen. Keiner der beiden wollte nachgeben.
Doch ein kleiner Moment der Unkonzentriertheit und Elias spielte den Rothaarigen aus, erlangte den Ballbesitz und stürmte an Flann vorbei. Der Ire eilte ihm nach um seinen Fehler auszugleichen, indem er sich den Ball schnellstens zurückholte.
Doch stellte sich dies als äußerst schwierig heraus, denn der Jüngere rannte mit einem Tempo über den Platz, mit dem man kaum mithalten konnte.
Flann rannte so schnell so schnell er konnte und auch wenn der Abstand zwischen ihnen nicht einmal ein voller Meter war, so kam es dem Iren so vor, als würde sich der Brünette mit jedem Schritt einen Meter weiter von ihm entfernen.
Unzählige Gedanken schossen Flann durch den Kopf.
Hatte dieser Bengel nicht nur bei der ersten Konfrontation mit Aramis einen Treffer versenkt, so spielte er ihn hier mit einer selbstverständlich wirkenden Leichtigkeit aus und rannte nun so schnell, dass es dem Älteren kaum möglich war ihn einzuholen. Wenn er ihm den Rang tatsächlich streitig machte... Er ihn als Spieler Nr.1 ersetzte... Dies das Ende seiner Karriere einläutete...
Das konnte, wollte und durfte er nicht zulassen.
Er gab nochmal alles, rannte bis seine Lungen brannten um den Jungen einzuholen doch wurde der Abstand zwischen ihnen kaum geringer.
Seine Befürchtungen kreisten in seinem Kopf, sie schienen ihn beinahe anzuschreien.
Er wollte einfach nicht verlieren!
Ein Adrenalinschub jagte durch seinen Körper, er legte an Tempo zu, er musste seinen Kontrahenten aufhalten.
Wie ferngesteuert griff er nach seinem Vordermann, umklammerte dessen Handgelenk...

Da ertönte das schrille Pfeifen des Trainers und die beiden Stürmer blieben stehen.

Doch war es nicht Alejandro´s Pfeife, die Flann zum stehen brachte, noch vernahm er die darauf folgenden mahnenden Rufe des Trainers.
Wie eingefroren stand er da, selbst all die lauten Gedanken waren verstummt.
Er starrte den Brünetten wie paralysiert an, dessen Handgelenk noch immer fest umklammert.
Dieses Handgelenk... welches so schmal und zart war.
Vergessen war das Konkurrenzdenken.
Er konnte nur noch daran denken wie zerbrechlich dieses Handgelenk in seiner rauen Faust lag.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen