Sonntag, 6. September 2015

Elias Casado

Niedergeschlagen stand der Stürmer außerhalb von Flanns Zimmer. Sein Blick war starr zu Boden gerichtet, während er die Hände zu Fäusten ballte und vor Wut die Luft anhielt. Erneut stiegen erste Tränen empor und Elias verfluchte sich für seine Sensibilität und das er seither so leicht zu verletzen war.
Grob wusch er sich das Augenwasser von den Wangen und ging eiligen Schrittes zurück in sein Zimmer, wobei er unauffällig sein gerötetes Gesicht bedeckte. Es schmerzte ihn, dass er dem Rothaarigen nichts sagen durfte und noch mehr hasste er sich dafür, dass er Flann so abweisend behandeln musste. Der einzige, der ihm wirklich zuhören und helfen wollte. Allein und hilflos trat der 23 jährige in seine Suite und schaute betroffen zu seinem Bett. Sofort keimten Angst und Ekel in ihn auf, denn Elias wusste, dass sein Peiniger heute Abend erneut erscheinen würde. Mit der schweren Gewissheit er könnte Aramis nicht entkommen.

Erschlagen glitt der Argentinier zu Boden und kauerte eine halbe Stunde hinter seiner Zimmertür, bis er für sich beschloss den Tag wenigstens mit etwas mehr Entspannung und Ablenkung zu beenden bevor die Nacht herein brach.

Mit den gängigen Spielen der anderen Mannschaften wollte der 23 jährige nichts zu tun haben. An Analyse und Auswerten ihrer Taktiken war nicht zu denken. Auch von seinen Teamkollegen hielt er sich fern. Würden sie den Brünetten nur fortlaufend an sein Schicksal, verbunden mit seiner Unfähigkeit erinnern. Daher beschloss der junge Mann sich weitestgehend zu tarnen und sein Dasein am schönen Strand Rios zu verbringen. Sich auszuklinkem von aller Hektik und schlechter Gefühle.

Wenn er mir nur wieder seinen Schwanz in den Mund reinrammt, werde ich das schon irgendwie aushalten und kann trotzdem wieder fit für die nächsten Spiele werden...

Ein letztes bisschen Optimismus, während sich der Spieler die Haare untypisch für sein Auftreten nach hinten gelte und seinen Kinnbart abrasierte.

"Siehst ganz schön komisch aus, aber so erkennt dich keiner..." Warf der Kleine seinen Spiegelbild zu, wobei er schief grinste und der Figur gegenüber ein Augenzwinker schenkte.

Anschließend wählte er einige Klamotten welche sein Erscheinungsbild als Tourist versinnbildlichten und begab sich nur mit dem Nötigsten auf zum Strand.

Die Zeit verging wie im Flug und erst spät abends kehrte Elias zurück zum Hotel. Die Nacht war bereits weit fortgeschritten, sodass es dem Weltstar unmöglich sein würde sich noch weiter fern halten zu können. Mit schwerem Herzen und einen ziemlichen Kloß um Hals erreichte er die Etage seines Teams. Nervös schaute er sich um. Von Aramis war keine Spur. Auch der Gang war wie leer gefegt. Schnell eilte der Sportler in sein Schlafgemach und schmiss die kleinen Habseligkeiten auf eine Kommode neben dem Flur an der Wand.

Jetzt hieß es warten. Warten auf das Unheil. Warten bis Aramis durch die Tür schreiten und ihn erneut missbrauchen würde. 
Ängstlich setzte er sich in eine dunkle Ecke. Das Licht hielt er aus. Er wollte wissen wann der Torwart hineintreten würde.

Gedanklich malte sich Elias schon die schrecklichsten Szenarien aus. Nervös und zitternd saß er da. Die Beine angewinkelt, die Arme fest um diese geschlungen, wobei sein Körper wie erstarrt war. Bei den leisesten Geräusch zuckte der Junge zusammen. Glaubte, der Hühne würde auftauchen, doch hatte er sich bisher stets geirrt.

Lange würde der kleine das nicht mehr aushalten ohne vor Anspannung zu zerbrechen und in Tränen auszubrechen da durchfuhr ihn plötzlich ein Fakt, welchen er zuvor längst wieder vergessen hatte. 
Schnell sprang Elias auf und ging zu seiner getragenen Hose, die in seinem Schrank lag. Als er das Kleidungsstück hatte, durchwühlte er die Taschen und fand nach kurzem Suchen was er wollte. Ein kleiner Schimmer der Hoffnung.

In seinen Händen hielt der Stürmer die Schlüsselkarte seines Kapitäns. Er hatte sie Flann in all der Verwirrung nicht zurück gegeben und würde somit jederzeit in sein Zimmer kommen. Elias überlegte nicht lange, da schnappte er sich sein Hab und Gut und schlich sich aus seinem eigenen Hotelzimmer hinaus auf den Flur. Dort hielt er akribisch nach dem Torwart ausschau und als er sich sicher war, dass dieser und niemand sonst im selben Gang war, wie er, schnellte der kleine zu Flanns Zimmer am anderen Ende des Ganges, schloss die Tür vorsichtig auf und trat hinein. Jedoch verriegelte er das massive Holz schnell wieder, sodass niemand sonst eintreten konnte.

Es war dunkel und still. Im ersten Augenblick dachte Elias das der Ire noch draußen sein musste und er auf ihn warten durfte, da hörte er den Älteren schnarchen und fand diesen schlummernd in seinem Bett liegend wieder. 
Nur schwach war eine Gestalt zu erkennen, da sich die Augen des Betrachters noch nicht an ihr neues Umfeld gewöhnt hatten. Dabei schlug Elias Herz wie wild. Schließlich befand er sich in einer unkontrollierbaren Situation, in welcher er unmöglich die nächste Aktion vorher ahnen konnte und seine Lage daher schlecht einzuschätzen wusste.

Langsam trat der jüngere näher und vergewisserte sich, dass er Flann nicht geweckt hatte, bevor er sich leise zum Sofa im Raum begab, welches gegenüber vom Bett stand. Zu seinem Glück befand sich auf dieser eine Tagesdecke und zwei Kissen.

Klasse! Mehr brauche ich gar nicht!

Still legte er sich auf das Möbelstück und kuschelte sich entspannt in die Decke ein. Sein Grinsen war breiter denn je und er hatte sich schon längst nicht mehr so glücklich und zufrieden gefühlt. Hier würde ihn Aramis nie vermuten und Elias könnte endlich eine Nacht in Frieden verbringen. Selig schloss der Brünette die Augen und machte sich zum Schlafen bereit...

Und was wenn er doch rein kommt, mich auf dem Sofa findet und still raus zerrt?

Sofort malte sich der Spieler jeden Horror aus. Auch das er im Zweifelsfall keine Chance gegen Aramis hätte. Der Torwart würde bestimmt in der Lage sein den Kleinen raus zuholen ohne einen Laut von sich zu geben. 
Schnell stieg Panik wieder in ihn auf und er sah sich seinen Schicksal ausgeliefert, da schoss ihn die einzige Möglichkeit in den Kopf, wie er doch noch Schutz vor Aramis finden sollte...

Er würde sicherlich nicht auf die Idee kommen Flanns Bett nach mir zu durchwühlen und ihn zu wecken...Das würde ihn verraten!

Elias überlegte noch einige Minuten ob er dieses Wagnis wirklich eingehen sollte. Zumal der Stürmer nicht wusste, wie er Flann das am nächsten Tag erklären könnte. Dennoch war seine Angst so immens, dass sich der Argentinier einen Ruck gab und vom Sofa aufstand. 
Behutsam tastete er sich zum Bett und fühlte auf welcher Seite der Ire lag. Dabei spürte er auf eine Art eine gewisse Erregung in sich aufkeimen. Ob dies durch Panik oder Zuneigung geschah, Elias hatte keinen Kopf frei um darüber nachzudenken.

Zaghaft stieg er zum Älteren ins Bett und legte sich so weit wie möglich an die Kante um Flann nicht zu berühren oder zu wecken. Ein seltsames Gefühl durchzog Elias' Körper, als er sich so nah bei den anderen wieder fand. Dennoch würde er hier sicherer sein und sein Peiniger hätte am Ende dennoch das Nachsehen. 

Daher versuchte sich der junge Stürmer zu beruhigen und über all das Chaos was er verursacht hatte und noch hervor rufen würde einzuschlafen. Letzt Endes sollte Elias für diese Nacht endlich Frieden finden. 

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